Bugs Bunny Wie findet man als Fremder aus Deutschland in der Millionenmetropole Chicago Zugang zu den Produktionsstätten von Bally-Gottlieb-Williams? Und wir reden jetzt nicht von 2015, sondern beamen uns ein Viertel Jahrhundert zurück. Faxgeräte waren State oft he Art.

Über den Bugs Bunny wird dann auch noch berichtet, die sanfte Überleitung kommt später.

Vom Großhändler meines Vertrauens hatte ich einige schöne Flyer abgegriffen, ich kannte das Flipperbuch von Melzer, und das legendäre moderne Antiquariat des Kölner Verlegers Walther König hatte das gelbe „Special when lit“ von Trapunski sowie „Les Flippers“, das französische Paperback mit dem „Canada Dry“ auf dem Cover, in großen Stapeln liegen. Da habe ich natürlich zugeschlagen.

Ich wusste, es gab noch Bücher von Roger Sharpe und Harry Mckeown, aber das wars auch schon. Start war die altehrwürdige New York Public Library. Rein ins bibliophile Heiligtum und nach Büchern über so was Profanes wie Flipper gefragt. Das war unter deren Würde, aber sie haben mir dann doch was vorlegen können. Unter anderem einen hellblauen Band „Pinball 1“ von Dick Bueschel. Mit ein paar Angaben zum Autor. Lebt in Mt. Propect, IL und arbeitet als Texter bei der Agentur „Zylke and Associates“ in Chicago.

Vom Big Apple nach Windy Citiy ging‘s mit dem Mietwagen, einfach drauflos, und irgendwann tauchte die Silhouette der Stadt am Lake Michigan auf. Am Vormittag vom Hotel aus bei Zylke angerufen und nach Dick gefragt. „Der arbeitet nicht mehr hier.“ Aber die Dame am anderen Ende der Leitung nannte mir auf Nachfrage seinen neuen Arbeitsplatz: Shannahan Design. Ein Anruf dort und ich hatte Dick an der Strippe, bin aus good old Germany, brauche Infos über Flipper, will ein Buch machen usw.

Zwei Stunden später saßen wir beim Lunch, Dicks Arbeitstag war beendet, den Nachmittag kurbelte er am Telefon und machte Termine fix – er kannte sie alle, kein Wunder, er sammelte Flipper und andere Automaten, Prospekte, Magazine, war ein anerkannter Sachbuchautor.

Am nächsten Tag also morgens rein zu Williams BallyMidway Games an der North California Ave. Ein eher unscheinbarer Zweckbau. Am Empfang trage ich mein Anliegen vor, und die seriöse Dame spricht ins Mikrofon, und es schnarrt aus den Lautsprechern: „Steven Kordek, please come tot he Front Desk.“

Ein paar Minuten später steht die Designerlegende vor mir. 78 Jahre alt, fit wie ein 50-jähriger und immer ein verschmitztes Lächeln im Gesicht. Er führt mich überall herum, zeigt mir die Produktion, ich treffe Roger Sharpe, zuständig für Lizenzen, und dann, in einem durch Codezahl zugänglichen Bereich, alle Designer und Grafiker, die für die Flipperzukunft sorgen sollten. Große Angst vor Betriebsspionage bestand nicht, man zeigte was man gerade entwickelte und an Ideen in der Pipeline hatte.

Womit wir uns dem Bugs Bunny nähern. Python Anghelo, Exilrumäne aus Transsylvanien, freute sich über Besuch aus Europa und lud zum Dinner bei sich privat ein. Python, der Pinball Philosoph, Python der Politiker, Python der die Welt erklärt, und wohl der einzige, der sowohl als Grafiker (Artist) und Spielfeld-Layouter (Designer) in der Flipperwelt einen ganz besonderen Status hatte.

Irgendwann an diesem Abend holte Python eine Grafik aus der Schublade, eine Bleistiftskizze mit Bugs Bunny, Tweety und Silvester und dem tasmanischen Teufel. „Unser nächster Flipper, zum 50. Geburtstag von Bugs Bunny“, erzählt Python, der mit John Trudeau das Konzept erstellte und im Team mit John Youssi das Artwok gestaltete.

Und weil wir hier mal etwas mehr Insiderwissen reingepackt haben, halten wir uns bei der Flipperbeschreibung etwas zurück. Auffallend bei „Bugs Bunny’s Birhtday Ball“ ist die detailreiche Gestaltung von Cabinet und Backbox. Passt perfekt ins Kinderzimmer. Die Flipperfinger sind in Möhrenorange und setzen die Grafik auf den beiden Plastics fort. Ein kleines, tiefer gelegtes Spielfeld in der oberen linken Ecke ist in die entgegengesetzte Richtung geneigt. Neues Feature ist der 2-Wege Captive Ball, die Kugel nimmt Tweetys Cake Slide, wird aus Speedy Gonzale’s Kickout katapultiert und der Spieler muss die LOONEYTUNES Targets komplettieren. Und zur Feier des Tages hat Bugs Bunny noch eine Überraschung parat: den Punktetausch nach dem letzten Ball. Ab und an trifft es zu: die Letzten werden die Ersten sein.